Sturm im Spülbecken

Selten schlägt ein Facebook-Gewinnspiel derart in der Medien- und Internetgemeinde ein, wie die Designaktion von Pril. Hätte Henkel die User ein neues Design für ihre Flasche gestalten und die Community auch über den Gewinner entscheiden lassen, wäre alles unauffällig normal abgelaufen. Kein kritischer Artikel oder sonstige Meldung wäre über „Mein Pril – Mein Stil“ erschienen, kaum mehr Beachtung als von den Teilnehmern selbst hätte Pril erhalten. Im Supermarktregal wäre eine mehr oder weniger ungewöhnliche Flasche von dem ein oder anderen Konsumenten mit einem kurzen „Aha“ bemerkt wurden. Omi hätte sich vielleicht gefragt, wo ihr Pril denn stehe, da diese Flasche wohl kaum das Original mit der 1952er Ente sei. Von den Teilnehmern des Wettbewerbs hätten sich die einen wohl gefreut, andere eher aus Neid oder Enttäuschung geärgert, wie das immer bei Gewinnspielen der Fall ist. Die Fanzahl von Pril auf Facebook wäre wohl etwas gestiegen. Wie das eben so ist bei konventionellen Wettbewerben nach dem Motto „Mach-ein-Foto-mit-dir-und-dem-Produkt“-Wettbewerben abläuft. Ein ernsthaftes Crowdsourcing-Projekt war die Pril-Aktion nie.

So aber hat Henkel das Votum der Nutzer missachtet, Kommentare gelöscht und die fünfköpfige Jury im Sinne der (langweiligen) Markenidentität entscheiden lassen. Die Zeitungen von Augsburger Allgemeine bis Zeit schreiben entsprechend unisono die Pril-Aktion sei bei Facebook gescheitert. Eine Facebook-Aktion sollte nicht nur auf die Gewinnung neuer Fans abzielen:

Klar, bei den Nutzern und in der Facebookkultur selbst wird die Aktion ihre Spuren hinterlassen. Krawall und PR um jeden Preis funktionieren in den sozialen Medien nicht für jedes Produkt, der Preis für die „Aufmerksamkeit um jeden Preis“ ist gestiegen. So werden es neue Aktionen sicherlich schwerer haben ebenso euphorische Teilnehmer zu gewinnen. Das zeigt sich aktuell beim Spülmittel-Gewinnspiel von dm.deutschland, welche schon die Selbstironie auspacken musste, um auf den Pril-Fail einzugehen:

wir wünschen uns dann doch noch kreativere Ideen, als Hähnchengeschmack ;)))

Ein anderer Nutzer bietet dm sogar seine Fake-Accounts an, falls das Ergebnis der Abstimmung nicht wie gewünscht ausfalle. Ja, Verbraucher sind mündiger als mancher Konzern denkt. Das typische Social Media Fail eben.

Und ja: auch wir möchten die Rage-Guy Flasche haben! Her damit!