Bücher, die man vor einiger Zeit gelesen und weggelegt hat, um sie dann nach einer Weile aus dem Regal hervorzuholen, umgibt eine Aura der Nostalgie. Gerade mit Facebook als Thema verstärkt sich dies noch, wenn im Buch die damals aktuellen Nutzerzahlen, neuen Funktionen usw. beschrieben werden, die gefühlt zehn Jahre veraltet sind. So auch bei diesem Buch, welches sich aufgrund seiner umfassenden Behandlung des Sozialen Netzwerks und seiner elf 5-Sterne-Amazonbewertungen eine nachträgliche Rezension verdient hat und gerade für Anfänger lesenswert ist. Phänomen Facebook von Jakob Steinschaden ist also gefühlt veraltet bzw. beschreibt Alltägliches. Erschienen ist das Buch jedoch tatsächlich erst im vergangenen Jahr, 2010.
Ein Jahr reicht aus, um die Beschreibung des „Innenlebens“ von Facebook antiquiert wirken zu lassen, welche den ersten Teil des Buchs ausmacht. In den weiteren Kapiteln beschreibt er Facebook aus wirtschaftlicher Perspektive („Das Geschäft mit den Daten“) sowie der persönlichen Privatsphäre („Die Facebook-Falle“). Die Frage nach dem Erfolg von Facebook – warum gerade jenes Netzwerk so erfolgreich geworden ist – ist jedoch stets implizit und bleibt gerade angesicht der neuen Konkurrenz durch Google interessant. Denn auch wenn die Nutzerzahlen nicht stimmen, im Fazit des Buchs hat der Autor jene 700 Mio. für Mai 2011 akkurat vorausgesagt. Dort schreibt er jedoch auch über Google als schlechte datenfressende Alternative:
„Auch wenn die Zustimmung zu dem Webdienst weiter sinkt, glaube ich nicht, dass der große Facebook-Exodus, eine Massenauswanderung, wie sie regelmäßig herbeigeschrieben wird, einsetzt. Dazu fehlt eine Alternative, die die Besucherströme zu sich umleiten und ihnen eine neue Heimat bieten kann“
Interessant ist demnach im Rückblick das Kapitel 2 „Das Zeitalter der Netzwerke“, wo er Facebook mit vergangenen Konkurrenten vergleicht. Er bescheinigt Facebook angesichts der enormen Nutzerzahlen eine Nachhaltigkeit, führt aber auch auf, dass die Dynamik des Internets die Vorgänger beinahe über Nacht überholte. Facebook lernte aus den technischen Problemen von Friendster und den Möglichkeiten der Selbstdarstellung bei MySpace. Und doch gibt es mittlerweile entgegen dem Buchfazit bekanntermaßen eine Alternative. Der Autor von Phänomen Facebook hat jedenfalls Google+ gleich zu Beginn getestet.