3. Barcamp Mitteldeutschland – #bcmd11 Bericht

Das 3. Barcamp Mitteldeutschland ist an diesem zweiten Oktoberwochenende in Jena improvisiert wurden. Barcamper wissen, dass improvisiert hierbei keine versteckte Kritik am Orgateam ist, sondern ein Lob für den gelungenen Sessionmix. Denn die Organisation war von der herzlichen Begrüßung bis zum stabilen WLan perfekt, sodass sich zufriedene Teilnehmer schon aufs Barcamp 2012 freuen, welches am 13. und 14.10.2012 in die „Lichtstadt“ einlädt. Highlight war im Wortsinne als „höchstes Barcamp von Deutschland“ natürlich der Ausblick auf Jena vom 27. Stock des hauptsächlich von Intershop genutzten Turms. Aber zurück zum gelungenen Sessionmix – weder zu technisch noch zu einseitig waren die Themen, wie diese vier Kurzberichte zeigen:

Barcamp Mitteldeutschland Jena – Session „Social Media Clubs“

Michael Roth, Mitgründer des Chapter des Social Media Clubs in Karlsruhe, stellte die Ziele der Gruppe dar. 2006 von Chris Heuer und Kristie Wells in San Francisco gegründet, sind mittlerweile auch in Deutschland 18 Lokalgruppen aktiv. Der Vereinigung von Unternehmern, Entwicklern, Anwendern mit Enthusiasmus und mehr oder weniger praktischem Hintergrund im Bereich geht es um die Verbreitung des Social Media Gedankens in der Bevölkerung oder wie es in der offiziellen Darstellung heißt: „expand digital media literacy, promote standard technologies, encourage ethical behavior and share best practices“. Ältester Club in Deutschland ist übrigens Hamburg, welcher derzeit allerdings mit verschiedenen Konkurrenzformaten zu kämpfen hat. Vom Hamburger Social Media Club war Romy Mlinzk beim Barcamp Mitteldeutschland. In ihrer eigenen Session mit dem für Barcamp-Format gelungenen reißerischen Titel „Schmutzige Tricks in Communitys“ bot sie einen Einblick in ihre Arbeitswelt als Community Manager für die ebay.de Fanseite auf Facebook.

Barcamp Mitteldeutschland Jena – Session „Schmutzige Tricks in Communities“

Romy betreut als Community Manager für die Agentur achtung! die Ebay-Fanseite und hat in ihrer Session die „schmutzigen Tricks“ vorgestellt, mit denen gearbeitet wird. Gleich vorweg: ganz so schmutzig sind die Tricks nicht, sondern normale von Facebook zur Verfügung gestellte Funktionen, um die eigenen Fanpage „sauber“ zu halten.

Das Konzept der Ebay.de Fanseite besteht darin, aus den vier Sparten Mode-Technik-Auto-Haus jeweils Enthusiasten zu Wort kommen zu lassen. Auf Tabs bloggen sie in WordPress interessante Neuigkeiten aus ihrer Welt, wie z.B. im Bereich Technik in dieser Woche über die Einführung des neuen iPhones. Sie selbst teasert die Beiträge an. Es gibt 14 Admins der Seite, welche Statistiken einsehen, aber nicht schreiben. Es schreibt nur einer, damit die Tonalität immer gleich ist und keine Missverständnisse entstehen. Der Fall einer kritischen Kundenanfrage als Beispiel für die Anwendung des schmutzigen Tricks „Verbergen“ stellte sie vor. Hierbei fragte bzw. pöbelte eine Kundin auf der Fanseite, dass sie mit einer Auktion unzufrieden sei. Der schmutzige Trick wäre dann den Beitrag zu verbergen auf Facebook. So sehen ihn die Fans nicht mehr, sondern nur noch derjenige Fan selbst, der aber weiterhin denkt, es können ihn andere noch sehen. Im vorgestellten Fall war das allerdings nicht mehr möglich, da Romy den Beitrag zu spät gesehen hat und schon ein anderer Fan auf den ursprünglichen Post reagierte. Kritische Kommentare seien aber eher selten. Wohl auch, weil nur etwa 0,3 Prozent der Fans überhaupt Feedback geben. Die niedrige Feedbackrate (bei über 30 Tsd. Fans klicken gerade einmal 20-30 Leute „gefällt mir“) komme wohl daher, dass die Agentur massiv Facebook-Ads schalte. Diese gekauften Fans klicken nur einmal und zwar auf die Ad.

Barcamp Mitteldeutschland Jena – Session „Shop aufsetzen & Facebook“

Echte Barcamp-Stimmung dann bei der 14:30 Session, ähm 14:45 Uhr. Denn nachdem der eigentliche Referent nach einer Viertelstunde nicht erschien, improvisierte Christian Grötsch von dotSource eine Art Spontansession bzw. zog seine Session vom nächsten Tag vor. Das Jenaer Unternehmen dotSource ist im Bereich Social Commerce tätig. Realisiert wurden Facebook-Shops z.B. für Baur, Hueber und die Stallburschen-Kalender. So ein Shop bringe oftmals nicht nur Performance, neue Kunden, die bisher nicht kauften, sondern die Aktivität bringe auch viel PR, z.B. im Fall von Kahla. Social Commerce bedeute, dass beim Shop nicht der Kommerz im Vordergrund stehe, sondern die Präsentation des Produkts einen Austausch ermöglicht. Dafür bieten sich natürlich nicht alle Produkte an. Zunächst einmal günstigere Produkte, die man mal schnell kauft. Geeignet sind weiterhin Sortimente mit denen man zum großen Teil in der Freizeit was macht und Themen bieten, über die man sich gern austauscht. So neu ist das Thema nicht – Kommentarboxen, Rezensionen und der Aufbau von Communities auf eigener Shopseite gibt es schon länger. Gerade bei dawanda wird die Wertschöpfung durchs Crowdsourcing an den Kunden übertragen. Social Commerce findet jedoch nicht mehr auf der eigenen Seite statt, sondern dort, wo es die Kommunikation heute gibt, also bei Facebook. Hier wird der Shop direkt in ein Tab eingebunden, was höhere Konversionsraten erzeugt. Den Medienbruch vermeidet. Schwierig ist das Geschäftsfeld, da gerade Facebook ständig durch Anpassungen provoziert und die eigentlichen Graph-Funktionen durch diesen Aufwand unattraktiv für kleinere Projekte macht.

Barcamp Mitteldeutschland Jena – Session „Stadtmarketing“

Jacqueline Strauß, Webdesignerin aus Magdeburg, bot einen Vergleich über das Stadtmarketing deutscher Städte, wobei im Zentrum ihre Heimatstadt stand. Die von Scholz&Friends entwickelte Kampagne „Ottostadt“ ist schon die dritte nach „Magdeburg – Stadt mit Zukunft“ und „Magdeburg überrascht“ und wirke in der Umsetzung relativ chaotisch. Diverse private Profile und Fanpages wurden umgesetzt. Die Facebookseite der Stadt wird mittlerweile ganz gut gepflegt, aber es werden keine eigenen Posts von den Fans erlaubt. Ihre Vorschläge zur Verbesserung des Stadtmarketings auf Facebook sind: die Umsetzung besser zu strukturieren (Accounts zusammenfassen), die Bürger mehr einbeziehen und persönlich-sympathischer zu schreiben. Es fehle an Herzblut. Zusammenarbeit mit bestehenden privaten Projekten werde nicht gesucht.

Und damit niemand nach so viel Input und lebhaften Diskussionen in so luftiger Höhe vergaß, wo er war, gabs am Abend noch eine Zeitreise zurück ins Jenaer Mittelalter beim „schaurigen Stadtrundgang“. Von Stadttor zu Stadttor verdeutlichte die Frau des Scharfrichters, was es heißt alltäglich mit seinen Grundbedürfnissen zu kämpfen. Denn während die neuzeitlichen Barcamper oben im Glasturm reichlich mit Essen versorgt waren, durfte die unehrliche Frau auf dem Markt nur auf die Waren zeigen und ihr Mann war im Wirtshaus nicht besonders willkommen. Willkommen sind nah- und ferngereiste nächstes Jahr wieder beim Barcamp Mitteldeutschland 2012 in Jena, wie gesagt am 12 & 13. Oktober. Bleibt ehrlich.

3 Kommentare

  1. Hi,

    gut geschrieben. Muss Dich aber etwas zu meiner Session korrigieren. Ich hab das Posting nicht verborgen, weil es keine reine Pöbelei war, sondern auch ein Anliegen dahinterstand, darum hatte ich auch geantwortet und mich in der Zwischenzeit direkt an eBay gewandt, um zu einer Lösung zu kommen.
    Allgemein kann man dann keinen Beitrag mehr unbedingt verbergen, wenn schon etwas Zeit ins Land gegangen ist und Leute kommentiert haben.
    Bei dem angesprochenen Posting war die Tonalität grenzwertig, trotzdem bestand ein Anliegen, um das sich gekümmert werden muss.
    Kritische Anfragen werden immer beantwortet, nur Trolle, Spam und Werbung wird direkt verborgen.

    Zu den Admins: bei den 14 Admins sind auch die Enthusiasten dabei sowie diverse Sales Leute von eBay, die die Ads zum Teil selber schalten. Und ja, teilweise sind das massiv eingekaufte Fans, die man mit Werbung leider nicht ganz so schnell eingefangen bekommt, wie die Werbung sie auf die Seite „schauffelt“. Und die von mir vorgestellten Werte sind normal bei sagen wir mal Firmen und Produkten, die etwas schwierig sind. 😉

    Lieben Gruß, Romy

  2. Echt toller Beitrag, ich merke gerade durch diesen Beitrag, dass ich wirklich was verpasst habe. Mich hätte auf jeden Fall die Session von Romy über „Schmutzige Tricks in Communities“ interessiert. Grüße Nico

Kommentare sind geschlossen.