CeBIT 2013

Für die CeBIT 2013 gibt es zwei Slogans. Nicht nur das offizielle Thema, was vorher in einem „mehrstufigen Auswahlverfahren“ festgelegt wurde, findet man nun nach dem Ende der Messe in den Berichten. Es gibt auch noch eine zweite Seite, der Slogan zur Auswertung sozusagen, welcher mit den inhaltlichen Eindrücken konkurriert. „Klasse statt Masse“ ist der diesjährige ex-post Slogan für die CeBIT 2013. Gemeint ist die Interpretation der jährlich schrumpfenden Besucherzahlen durch Bitkom-Präsident, Dieter Kempf. Nochmal neun Prozent weniger Besucher zum letztjährigen Stand sind es also geworden: 285.000 nach 339.000. Die Hallen waren trotzdem gut gefüllt mit Besuchern und der ex-ante Slogan „Shareconomy“ fand sich sogar hier und da explizit wieder. Ein kleiner Rückblick zur CeBIT 2013 mit einem Feature zu Emmas Enkel – der virtuelle Laden, bei dem die Kanzlerin ihre Chips holt.

Die CeBIT sieht sich noch immer als weltweit führendes Hightech-Event an. Geht man mit diesem Blick über die CeBIT, sieht man sie nur noch vereinzelt, die großen Aussteller mit ihren Neuheiten: SAP, Microsoft, die Deutsche Post, die Bundesdruckerei und Vodafone geizten wie immer nicht an Fläche. Interessante Einblicke gibt es hier genügend für einen Messetag. Es fehlten jedoch die eigentlichen Blue Chips von Apple bis Samsung. Selbst etwa ASUS war nicht mehr zu finden.

Die in den Medien sehr präsente, aber wohl am meisten überschätzte Sache bei der CeBIT 2013 war wohl das „Augmented-Reality-Shopping“ bei Emmas Enkel. Auf Bildschirmen wurden Produkte abgebildet, die man dann mit der Smartphone-App scannen sollte, in den Einkaufswagen legt und dann am Stand in einer Tüte bekommt. In Wirklichkeit ist das alliterative Start-Up ein Lieferdienst mit Coolness-Faktor, ein Onlinevorortshop, in dem man in Düsseldorf die Produkte per App bestellt und dann nach Hause geliefert bekommt.

Auf der CeBIT wollte man noch etwas weiter gehen. Technisch sollte das eigentlich so funktionieren, dass man zunächst per QR-Code-Scan die App lädt. Mit dieser App läuft man am Regal mit seinen Bildschirmen entlang und scannt die abgebildeten Produkte. Der Scanvorgang selbst machte das „Experiment“ allerdings schon zu einer Nervenprobe. Viele kamen gar nicht mit der App klar, andere gaben nach dem dritten Scanvorgang auf, da es einfach viel zu lange dauerte. War man dann das Regal mühsam entlang geschritten, wartete man auf seine Bestellung. Dieser Teil ist vergleichbar mit dem der Lieferung nach Hause im echten Konzept. Unsere kam leider gar nicht, sodass wir nach 5-10 Minuten nachfragen mussten. Die Enttäuschung war aber dann noch, dass nicht die fünf gescannten Produkte in der Tüte waren, sondern drei wahllos hineingepackte. Bleibt zu hoffen, dass das in den Shops in Düsseldorf und Essen anders läuft. 😉

Zur Idee von Emmas Enkel kann man also nur ernüchternd sagen, dass die Virtualisierung auch ihre Grenzen kennen sollte. Im Supermarkt die Produkte in die Hand zu nehmen, zu prüfen und eine Auswahl zu treffen ist die eine Sache. Warum sollte man die Produkte aber nur an Bildern abscannen, wenn man die Bilder auch auf dem Bildschirm im Standard-Onlineshop sehen und kaufen kann. Die „perfekte Vernetzung“ zwischen realer Einkaufswelt im Supermarkt und der virtuellen Spaßwelt im Internet war nicht mehr als ein Werbegag mit Verbesserungspotential. Wir wissen nicht, ob auch die Kanzlerin zehn Versuche benötigte, um sich die falsche Chipstüte in den Einkaufskorb legen zu lassen. Der Sinn erschließt sich jedoch nicht ganz, wenn man vor den Abbildungen genauso dahinspaziert wie im echten Supermarkt. Hier wurde nur eine Neuheit um der Neuheit willen vorgestellt. Interessante und gut gemachte AR-Apps gibt es schon länger beispielsweise als Spiele oder Reiseführer in den Stores, sodass der Innovationsgrad hier eher gering war.

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